Max und Moritz
Und sie laden sich selbst ins Straßburger Ungerer-Museum ein, das zum ersten Mal in Frankreich die Originalzeichnungen aus Hannover ausstellt.
Täglich außer dienstags von 10:00 bis 18:00 Uhr.


Das ist so wahr, dass der Besucher der Ausstellung in Straßburg, die Wilhelm Busch gewidmet ist, das Exemplar von Max und Moritz von Tomis eigenem Großvater entdecken wird. Dieser hatte es seinem Sohn gegeben, bevor es den jungen Tomi glücklich machte. Noch heute kann der Straßburger Zeichner aus dem Gedächtnis mehrere der von Busch geschriebenen Verse zitieren, die jede der bösen Taten der beiden Galopper begleiten.
Aber das Hauptinteresse der Ausstellung liegt natürlich nicht in der Präsentation dieser Inkunabel der "ungererianischen" Nostalgie. Die eigentliche Leistung besteht darin, dass das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover die 50 Originalzeichnungen von Max und Moritz erhalten hat. Ein Korpus, zu dem noch zahlreiche weitere Tafeln aus der Hand von Wilhelm Busch hinzukommen. Zum Beispiel Katze und Maus , die durch ihren wilden Witz die berühmten T om und Jerry vorwegnimmt, oder auch die Neuinterpretation von Hänsel und Gretel, die Busch durch Hinzufügen eines Ogers zum Drehbuch der Brüder Grimm, das sich auf die Hexe beschränkte, verschärft.
"Die Originale von Max und Moritz waren noch nie zuvor in Frankreich ausgestellt worden. In Deutschland werden sie als kulturelles Erbe betrachtet, das viel zu wertvoll ist, um das Land zu verlassen", erklärt Thérèse Willer.
Wie kam es zu dieser Großzügigkeit gegenüber der Straßburger Einrichtung? "Wir hatten ihnen im vergangenen Jahr Werke anvertraut, die so gut wie nie aus unseren Sammlungen herauskommen. Aus diesem Austausch ist ein gegenseitiges Vertrauen entstanden und unser Projekt einer Hommage an Wilhelm Busch anlässlich des 150. Jubiläums von Max und Moritz erschien ihnen interessant."
Doch der gute Wille des Museums in Hannover hat seine Grenzen. Aufgrund der Zerbrechlichkeit der Bleistiftzeichnungen mit Wasserfarben werden sie nur bis Ende November ausgestellt und dann durch Faksimiles ersetzt. Die Maßnahme betrifft jedoch nur die Max und Moritz - die anderen Originale bleiben bis zum Ende der Ausstellung im Januar nächsten Jahres zu sehen.
Sie zeigen, wie Busch vorgegangen ist. Der Text, der aus Mirliton-Versen besteht, die sich leicht in den Geist der Kinder einprägen sollen, wird auf einem Blatt mit leeren Flächen ausgebreitet, auf die der Illustrator seine Zeichnungen in unterschiedlichen Größen klebte. Das Ergebnis ähnelt einem Comic-Bogen, ein Genre, für das manche in Wilhelm Bush einen der großen Vorläufer sehen.
Warum wurden Max und Moritz zu einem so erfolgreichen Buch, das die Zeit überdauerte und sich in die Festplatte des kollektiven Gedächtnisses in Deutschland einbrannte? "Weil die Verbindung zwischen dem Text und den außergewöhnlich frischen Zeichnungen besonders gut funktioniert", stellt Thérèse Willer fest.
Es ist die Welt seiner Kindheit, die Welt einer kleinen protestantischen Dorfgemeinschaft, die Busch anhand der Streiche der beiden Kinder beschreibt. Man kann sogar behaupten, dass Max und Moritz wirklich existiert haben, denn es sind er und ein ehemaliger kleiner Mitschüler, Erich Bachmann, Sohn eines Müllers, die Busch durch diese beiden Figuren darstellt.
Was den Besuchern des Ungerer-Museums, die mit den Abenteuern von Max und Moritz nicht vertraut sind, wahrscheinlich auffallen wird, ist die Grausamkeit, mit der die Geschichte am Ende erzählt wird. Die beiden Kinder sind zwar unausstehlich, diebisch, gierig und sogar gemein, aber die Strafe für ihr siebtes und letztes Abenteuer ist erschreckend: Sie werden im Mühlstein einer Mühle zermahlen, nachdem sie sich in den Säcken des Müllers versteckt haben. Busch, der ebenso ein Dichter wie ein Zeichner ist, versifiziert das Geräusch der zermalmten Knochen - ein schreckliches "Rickeracke! Rickeracke!", das Generationen von Deutschen im Gedächtnis geblieben ist...
Man entdeckt auch ein in Frankreich unveröffentlichtes Album von Tomi, das 1970 in den USA erschienen ist: That Pest Jonathan. Ein Konzentrat aus Max und Moritz in einem einzigen Jungen, dessen Ende jedoch weniger grausam ist als das seiner berühmten Vorgänger. Ein Jahrhundert später geht es in den Jugendbuchverlagen nicht mehr darum, Klatschköpfe zu zerquetschen...